Neun Monate lang werden Babys im Bauch der Mutter getragen, spüren ständige Nähe und Bewegung. Sie fühlen sich sicher und geborgen. Diese Nähe und Geborgenheit benötigen Babys auch nach der Geburt, damit eine starke Bindung, das Urvertrauen, entstehen kann. Das ist eine Grundvoraussetzung für eine gesunde physische und psychische Entwicklung. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Kinder oft auf dem Arm oder in einer Tragehilfe/Tuch getragen werden. Wichtig ist einzig und allein der Körperkontakt!
Aber ein Baby ständig auf dem Arm zu haben ist nicht nur anstrengend durch eine meist einseitige Belastung und Überanstrengung von Armen und Oberkörpermuskulatur, sondern auch ungemein unpraktisch in unserem Alltag. Da ist das Tragen mit Tragehilfe oder Tuch eine hilfreiche und praktische Möglichkeit, um Nähe zu geben und gleichzeitig mobil zu bleiben.
Unsere Babys sind aktive Traglinge. Ein Jungentypus der in den 70er Jahren (Hassenstein) eingeführt wurde und Jungtiere beschreibt, die von einem erwachsenen Tier getragen werden müssen, da sie sich noch nicht alleine fortbewegen können. "Aktive" Traglinge, da sich unsere Babys aktiv am Träger festklammern könnten (Greifreflex), wenn wir noch Fell zum Klammern hätten, und zwar bestenfalls bei demjenigen, der ihnen Nahrung bietet.
Unsere Babys sind, rein biologisch betrachtet, Frühgeborene, auch wenn sie zum errechneten Geburtstermin geboren wurden. Das haben wir unserem aufrechten Gang zu verdanken, durch den unser Becken im Laufe der Evolution kleiner wurde und der Geburtskanal einen "Knick" bekam. Die Babys müssen eher zur Welt kommen da sonst ihre Köpfe zu groß für den Geburtskanal werden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Babys nach der Geburt noch "nachreifen" müssen, vor allem, was ihre Hüftentwicklung betrifft. Die entsprechende Haltung für eine optimale Entwicklung, nehmen Säuglinge instinktiv ein: Zu beobachten ist das, wenn man sie hochnimmt und sie sofort ihre Beinchen an den Körper ziehen, die sogenannte Anhock-Spreiz-Haltung, sowie die Wirbelsäule runden.
Hier ist das ergonomisch richtige Tragen von Vorteil, denn es trägt, durch die Anhock-Spreiz-Haltung der Beine zu einer gesunden Hüftentwicklung bei. Durch Bewegungsreize beim Tragen reift und verknöchert die Hüfte optimal, denn das Baby gleicht die Bewegungen des Trägers automatisch aus. Außerdem wird beim richtigen Tragen in Tuch oder Tragehilfe die Wirbelsäule des Säuglings durch einen gerundeten Rücken entlastet und kann sich so optimal entwickeln.
Zu guter Letzt, werden beim Tragen alle Sinne des Babys angesprochen, egal, ob diese schlafen oder wach sind: Die Körpersinne, wie das Wahrnehmen der eigenen Grenzen (taktiles System), der inneren Organe (viszerales System), der Positionen der Gelenke und Bewegungen (kinaesthetisches System) sowie die Wahrnehmung für Gleichgewicht, Bewegung und Schwerkraft (vestibuläres System) als auch die Fernsinne, also Hören, Schmecken, Riechen, Tasten und Sehen. Beim Tragen kann das Baby aus einer geschützten, geborgenen Umgebung heraus seine Umwelt erkunden und sich gegebenenfalls, wenn es zu viele Eindrücke werden, von diesen abwenden und ausruhen. Dabei kommuniziert es ständig mit dem Träger und der Träger mit dem Baby, über Bewegungen, Emotionen, Körperspannungen und Schwingungen.
Alles in allem ist Tragen eine natürliche Art der Frühförderung für eine gesunde physische und psychische Entwicklung: